Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2003, Nr. 269, S. 49
Preis für Arbeit mit ausländischen Kindern und Jugendlichen Stadt würdigt drei Vereine / Feierstunde im Römer
Sport, Lernhilfen und künstlerische Arbeit. So unterschiedlich diese Tätigkeiten
sind, ist ihnen eines gemeinsam: Sie können die Eingliederung ausländischer
Kinder und Jugendlicher in die Stadtgesellschaft fördern. Daher bekommen
drei Organisationen, die jene Angebote machen, der Turnverein 1860, die Einrichtung "Kinder im Zentrum-Gallus, Verein für ausländische Kinder e.V." und die Jugendkultur-Werkstatt
"Falkenheim Gallus" den diesjährigen Integrationspreis
der Stadt. Er wird heute abend vom Stadtrat für Integration, Albrecht Magen
(CDU), im Römer überreicht. Die Auszeichnung wird zum zweiten Mal verliehen.
Sie ist insgesamt mit 15 000 Euro dotiert, das Preisgeld geht zu gleichen
Teilen an die drei Vereine.
Die 5000 Euro will der Verein "Kinder im Zentrum-Gallus" unter anderem
für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Eltern nutzen, um deren Kompetenzen
zu stärken, wie die Geschäftsführerin Gülperi Saritas sagt. Gefördert werden
könnten aber auch Freizeitangebote, zum Beispiel Ausflüge, ergänzt deren
Mitarbeiterin Cornelia Pfeifer. Bereits seit 28 Jahren leistet die Einrichtung
Integrationsarbeit, gegründet wurde sie von Studenten
und einem spanischen Elternverein. Finanziert wird der Verein von der Stadt und dem Land - von den Kürzungen des Sozialministeriums ist er nach Auskunft von Saritas und
Pfeifer nicht betroffen.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der schulischen Förderung der 40
Kinder, die regelmäßig kommen. Das reicht von Hausaufgabenbetreuung über
Sprachunterricht bis hin zu gezielter Unterstützung einzelner Kinder. In
Anspruch genommen wird das Angebot von Kindern im Alter zwischen sieben und
14 Jahren. Hinzu kommen auch einige Freizeitangebote und ein Kunstprojekt,
das auch Sechzehnjährige nutzen. Um die Kinder und Jugendlichen kümmern sich
drei hauptamtliche Mitarbeiter, die zwei Stellen besetzen, neun Teilzeitkräfte
und eine Künstlerin, die auf Honorarbasis arbeitet.
Ganz im Mittelpunkt stehen künstlerische Projekte in der Jugendkultur-
Werkstatt "Falkenheim Gallus". Gegründet wurde der Verein 1979, die kreative
Arbeit mit "Jugendlichen des multikulturellen Milieus" ist seit 1990 sein
wichtigstes Anliegen, wie Geschäftsführer Daniel Rottner berichtet. Vier
Angebote macht der Verein. Am bekanntesten dürfte die Bildhauerwerkstatt
für straffällig gewordene Jugendliche sein, "in der sie lernen, auf produktive
Weise mit ihrer oft überschüssigen Energie umzugehen", so Rottner. Etwa 40
junge Leute, die zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurden, nehmen pro Jahr
an dem Programm teil. Schon des öfteren wurden deren Werke ausgestellt.
Die Jugendkultur-Werkstatt veranstaltet auch Projektwochen für Schulklassen
und bietet freiwillige Kunst-Arbeitsgemeinschaften an zwei Schulen an. Schließlich
organisiert der Verein internationale Jugendbegegnungen. An diesen Austauschprogrammen
nehmen nach Angaben Rottners jährlich 30 Jugendliche teil, an den Schul-
und Freizeitkursen etwa 300. Mit dem Preisgeld würde der Geschäftsführer
gerne ein Projekt entlang der Strecke der Straßenbahnlinie 11 realisieren.
Sie verbindet Stadtteile mit hohem Ausländeranteil miteinander: "An einigen
Haltestellen könnten die Bewohner ihren Stadtteil künstlerisch darstellen",
so Rottner.
Mit neuen Angeboten hat der in der Nähe des Zoos beheimatete Turnverein
1860 wieder mehr Kinder und Jugendliche für sich eingenommen. Etwa die Hälfte
der 1800 Mitglieder seien Jugendliche, berichtet Hans Buskase, Vorstandsvorsitzender
des Vereins. Etliche von ihnen kommen aus Migrantenfamilien, wohnen im Ostend.
Ihnen gilt unter anderem das Programm "Fun for Kids", mit dem der Turnverein
alle von ihm angebotenen Sportarten präsentiert. Auf unterhaltsame Weise
will er Kindern und Jugendlichen so die Orientierung erleichtern. "Hier haben
wir extrem viel Nachwuchs", sagt Buskase. Etwa 300 Kinder nähmen daran teil.
Außerdem gibt es regelmäßig einen "Mitternachts-Streetball". Zu den
Veranstaltungen in der Vereinshalle kommen zwischen 30 und 60 Jugendliche.
Wichtig ist dem Verein außerdem die enge Zusammenarbeit mit den Schulen in
seiner Umgebung. Deren Schüler stammen Buskase zufolge zu etwa 70 Prozent
aus ausländischen Familien. Sportbegeisterte aus mehr als 20 Nationalitäten
sind Mitglieder im Turnverein, der etliche Angebote macht. Um die Kooperation
mit den Schulen zu festigen, hat Buskase eigens eine Pädagogin eingestellt.
Er ist sicher: "Als verlängerter Arm der Stadt machen wir ein Stück Sozialarbeit."
Magen legt Wert darauf, daß der Integrationspreis
gerade nicht großen Institutionen verliehen wird, "so wichtig und hervorragend
ihre Leistungen auch sind, sondern den kleinen Gruppierungen, Vereinen und
Einzelpersonen, die sich hier engagieren". Der Preis solle eine Ermutigung
für die Bürger sein, in ihrer Nachbarschaft tätig zu werden, so der Stadtrat.
"Denn die wirkliche Integration spielt sich zwischen den einzelnen Menschen
ab."
toe.
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